Allschwil will Verkehr aus Quartieren nehmen

Allschwil will Verkehr aus Quartieren nehmen

Der Allschwiler Gemeinderat will einen um drei Jahre verzögerten Baubeginn für den Zubringer Allschwil nicht einfach so hinnehmen. Gemeindepräsidentin Nicole Nüssli sagt im Interview, wieso das Projekt so wichtig ist. 

Interview von Birgit Kron aus dem “Standpunkt der Wirtschaft” vom 23. Oktober 2020

Im Gewerbegebiet am Allschwiler Hegenheimermattweg sind bereits 4000 Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung entstanden. Weitere 6000 könnten folgen. Um das Potenzial zu nutzen, brauche es eine gute Verkehrsanbindung, sagt Nicole Nüssli, Gemeindepräsidentin von Allschwil.

Standpunkt: Frau Nüssli, der Baubeginn des Zubringers Bachgraben (ZUBA) wird sich, gemäss Kantonsregierung Basel-Landschaft, um drei Jahre verschieben. Der Gemeinderat Allschwil hat bereits in einer Medienmitteilung verlauten lassen, dass er die Verzögerung nicht einfach so hinnehmen will. Warum ist der ZUBA von solch grosser Bedeutung für die Gemeinde Allschwil?

Nicole Nüssli: Die Gemeinde Allschwil verfügt mit dem Gewerbegebiet am Hegenheimermattweg über ein Gebiet mit grossem Entwicklungspotenzial. Im Moment befinden sich dort bereits zirka 4000 Arbeitsplätze mit einer hohen Wertschöpfung. Das Gebiet hat aber noch Platz für weitere zirka 6000 Arbeitsplätze. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen. Dafür brauchen wir aber eine gute Verkehrsanbindung an das übergeordnete Strassennetz und vor allem eine Möglichkeit, die Quartiere vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Genau dafür muss der ZUBA gebaut werden.

Die Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) hat jüngst verlauten lassen, dass ein Baubeginn 2024 ohnehin illusorisch gewesen sei. Gleichzeitig bezeichnete sie einen «runden Tisch», wie von Allschwil gefordert, als «kontraproduktiv». Wurden Sie und der Gemeinderat Allschwil über den Stand der Dinge stets auf dem Laufenden gehalten?

Nein, über den konkreten Stand der Verhandlungen wurden wir nicht informiert und kennen diesen im Übrigen bis heute nicht detailliert. Wir wurden einzig in Kenntnis gesetzt, dass der Baubeginn des ZUBA nicht wie vorgesehen 2024 erfolgen kann, und dass im aktuellen Terminprogramm ZUBA von einem möglichen Baubeginn im Jahr 2027 ausgegangen wird. Dies, weil «die Abklärungen mit den Projektbeteiligten einen intensiveren und länger dauernden Prozess benötigen».

Das Bachgrabenquartier wird zu einem neuen und modernen Entwicklungsgebiet, das für Gemeinde und Kanton von grosser Bedeutung ist. Wird dies, in Ihren Augen, von der Bau- und Umweltschutzdirektion unterschätzt?

Wie Sie richtig festhalten, das Bachgrabengebiet ist nicht nur für die Gemeinde Allschwil von grosser Bedeutung, sondern auch für den Kanton Basel-Landschaft. Deswegen gilt dieses Gewerbegebiet auch als Gewerbegebiet von kantonaler Bedeutung. Daran hat sich die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion zu orientieren und alles daran zu setzen, dass die Entwicklung dieses Arbeitsplatzgebietes nicht gedämpft wird.

Sie haben in der Medienmitteilung eine Brücke geschlagen zum deutlichen Abstimmungsergebnis zur HLS-Initiative «zum Ausbau des Hochleistungsstrassennetzes». Die BUD sieht hier, laut Medienberichten, keinen unmittelbaren Zusammenhang. Als Gemeindevertreterin sind Sie direkt am Puls der Einwohnerinnen und Einwohner. Hat Allschwil den unkontrollierten Durchgangsverkehr und die Verkehrsüberlastung satt?

Das Abstimmungsresultat für den Ausbau des Hochleistungsstrassennetzes zeigt aus meiner Sicht klar, was ich immer wieder höre: Die Allschwilerinnen und Allschwiler wollen den Verkehr aus den Quartieren nehmen und sie wollen, dass der Verkehr um unser Dorf herumgeführt wird. Genau deswegen soll auch der ZUBA gebaut werden. Hier keinen Zusammenhang zu sehen, ist unverständlich.